August Ferdinand Steinmeister: Bünder Zigarrenpionier

von Norbert Sahrhage


Ein versierter Kaufmann: August Ferdinand Steinmeister (Museum Bünde)
Ein versierter Kaufmann: August Ferdinand Steinmeister (Museum Bünde)

Das im November 1990 in der Bünder Bahnhofstraße unterhalb der Kirchhofsmauer aufgestellte Denkmal erinnert an die beiden Zigarrenpioniere Tönnies Henrich Wellensiek und August Ferdinand Steinmeister, die den Ruf Bündes als Zigarrenstadt maßgeblich begründet haben. August Ferdinand Steinmeister wurde am 15. Juni 1820 in Eslohe (Sauerland) geboren. Nach der Konfirmation absolvierte der junge August eine kaufmännische Lehre bei Friedrich Philipp Groos, der in Erwitte eine Tabak- und Zigarrenfabrik besaß. August Steinmeister wohnte dabei im Hause seines Lehrherren. Vermutlich Ende der 1830er Jahre, nach Abschluss der Lehre, siedelte August Steinmeister nach Minden über, wo er für den Zigarrenfabrikanten Theodor Rocholl als Korrespondent und Handlungsreisender tätig war. Hier in Minden entstand wohl auch der erste Kontakt zu Tönnies Wellensiek.

Im Jahre 1847 gründete August Steinmeister zusammen mit Friedrich Grauhan in der Stadt Hagen die Zigarrenfabrik Steinmeister & Grauhan. Die Partnerschaft mit Friedrich Grauhan endete im Jahre 1855; am 1. Januar 1856 wurde August Steinmeister Teilhaber an dem »Cigarren-Fabrik-Geschäft« Tönnies Wellensieks in Bünde. Beide Partner brachten je 8.000 Taler in bar bzw. in Sachwerten in die neue Firma ein, die hinfort »Steinmeister & Wellensiek« hieß. Nach dem Eintritt des versierten Kaufmanns August Steinmeister in das Geschäft – und begünstigt durch den Anschluss Bündes an das Eisenbahnnetz – stieg der Umsatz des Unternehmens beträchtlich: von 165.780 Talern im Jahre 1858 auf 710.718 Taler im Jahre 1871.

August Steinmeister wurde nur 54 Jahre alt; er starb am 27. Juni 1874. Für ihn traten seine Frau Ottilie, geb. Menne, und die Söhne August jr. und Carl Steinmeister in das Unternehmen ein. Weitere Teilhaber waren – neben Tönnies Wellensiek – Hermann Heinrich Wellensiek, der Bruder des Firmengründers, sowie die Söhne Fritz und August Wellensiek. Im Jahre 1890 beschäftigte das Unternehmen, dessen Stammsitz an der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute: Bünder Modehaus) gerade baulich erweitert worden war, nahezu 1.400 Arbeiter, die in 30 Filialen in Bünde und Umgebung tätig waren. Am 1. Januar 1899 wurde das Unternehmen in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt, wobei das Unternehmen über ein Stammkapital in Höhe von 2,4 Mio. Mark verfügte.

Das Unternehmen Steinmeister & Wellensiek bestand bis zum Jahre 1956. Im Zuge der Bereinigung der Zigarrenindustrie stellte das Unternehmen die Produktion ein und kassierte dafür eine staatliche Liquidationsbeihilfe in Höhe von 110.000 DM. Da in der örtlichen Geschichtsschreibung die Verdienste Tönnies Wellensieks um die Bünder Zigarrenindustrie i.d.R. stärker gewürdigt wurden als die des früh verstorbenen August Steinmeisters, betonten Angehörige der Familie Steinmeister, dass erst der Eintritt August Steinmeisters in das Unternehmen den Erfolg gebracht habe. Erst „durch den Hinzutritt von August Steinmeister wurde die Fabrik zum Großunternehmen.“ August Steinmeister sei der „leitende Geist“ des Unternehmens gewesen.

Quellen/Literatur:

Martin Fiedler, Steinmeister & Wellensiek, in: Martin Fiedler, Monika Dickhaus u. Norbert Sahrhage Hg., Spuren der Zigarre. Bünde – ein Rundgang durch die „Zigarrenkiste Deutschlands“, Essen 2000, S. 66-68. Norbert Sahrhage, Bünde. Stadt und Amt von 1719 bis 1990, Bielefeld 2019, S. 100f.