August Steinmeister jr.: Zigarrenfabrikant

von Norbert Sahrhage


August Steinmeister jr. in seiner Uniform des 2. Westfälischen Husarenregiments. (Privat im Archiv Militzer)
August Steinmeister jr. in seiner Uniform des 2. Westfälischen Husarenregiments. (Privat im Archiv Militzer)

Am 8. Juni 1851 in Hagen als ältester Sohn von August Ferdinand Steinmeister und seiner Ehefrau Ottilie geboren, kam August Steinmeister jr. im Jahre 1856 nach Bünde, wo sein Vater Teilhaber der Zigarrenfabrik von Tönnies Heinrich Wellensiek geworden war; das Unternehmen hieß fortan Steinmeister & Wellensiek. Nach der Schulzeit absolvierte August Steinmeister jr. zunächst eine Lehre im väterlichen Unternehmen und ging danach zur Ergänzung seiner Ausbildung nach Bremen, wo er in einem Großhandelshaus weitere Erfahrungen als Kaufmann sammelte. Seinen Militärdienst leistete August Steinmeister bei dem in Düsseldorf-Golzheim stationierten 2. Westfälischen Husarenregiment Nr. 11 ab. Am Ende seiner Militärdienstzeit wurde er als Reserveleutnant verabschiedet.

Nach dem Tode seines Vaters, der am 27. Juni 1874 in Bünde starb, wurde August Steinmeister gemäß Gesellschaftervertrag mit 10 Prozent an dem Unternehmen beteiligt, nach fünf Jahren sollte der Anteil auf 20 Prozent erhöht werden. Im Jahre 1881 heiratete August Steinmeister die aus Zweibrücken stammende Josephine Hurt. Das Ehepaar hatte acht Kinder. Die Familie bewohnte die in der Eschstraße direkt neben dem elterlichen Haus im neoklassizistischen Stil erbaute Villa, deren Garten bis an die Else reichte. In dem Garten ließ August Steinmeister Fischteiche anlegen und betrieb neben seiner Tätigkeit als Zigarrenunternehmer eine Fischzucht.

August Steinmeister war in Bünde gut vernetzt. Er war Mitglied in zahlreichen Vereinen, so im Bünder Turnverein v. 1862, in der Schützengesellschaft, im Krieger-Verein sowie im Fischereiverein. Er war zudem Mitgründer und Ehrenvorsitzender des Kavallerievereins für Bünde und Umgegend. Im Jahre 1878 war August Steinmeister Schützenkönig.

August Steinmeister jr. gehörte von 1888 bis 1892 und von 1902 bis 1907 der Bünder Stadtverordnetenversammlung an; von 1907 bis zu seinem Tode im Jahre 1914 war er Mitglied des Magistrats. In diesen Funktionen hatte August Steinmeister großen Anteil an der Entwicklung der städtischen Infrastruktur. Auf sein Engagement geht die Verkoppelung der Feldmark zurück, wodurch erst eine weitere räumliche Ausdehnung der Stadt ermöglicht wurde. Des Weiteren war er maßgeblich an der Gründung der Stadtsparkasse und an dem Bau der Flussbadeanstalt beteiligt.

Die Bünder Eschstraße mit Blick auf das Fabrikgebäude Steinmeister & Wellensiek (heute: Bünder Kaufhaus, re.) und die beiden Steinmeister-Villen in der oberen Eschstraße (li.). (Foto: Museum Bünde)
Die Bünder Eschstraße mit Blick auf das Fabrikgebäude Steinmeister & Wellensiek (heute: Bünder Kaufhaus, re.) und die beiden Steinmeister-Villen in der oberen Eschstraße (li.). (Foto: Museum Bünde)

In seinen geschäftlichen Unternehmungen, die er neben der Zigarrenherstellung betrieb, war August Steinmeister nicht immer erfolgreich. So hatte er sich finanziell u.a. an der am Bahnhof gelegenen Westfälischen Fleischwarenfabrik Wolf & Co. und am Bünder Eisenwerk beteiligt. Er war zudem zeitweise Mitinhaber des Bünder Tonwerks. Beim Konkurs des Bünder Eisenwerks im Jahre 1901 verlor Steinmeister sehr viel Geld und musste  dadurch sein Privatvermögen angreifen bzw. sich von Verwandten Geld leihen. Auch die unter Steinmeisters maßgeblicher Mitwirkung im Jahre 1889 gegründete »Stadtgarten-Baugesellschaft AG« geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste kurz vor dem Ersten Weltkrieg Konkurs anmelden. Der »Stadtgarten« wurde an die Stadt Bünde verkauft.

August Steinmeister jr. starb am 30. März 1914 in Bünde. In einem in der örtlichen Presse veröffentlichten Nachruf hieß es u.a.: „Was wäre unser heute so freundliches Städtchen ohne seine Pläne, was unser Straßenbild ohne seine tatkräftige Mitwirkung? … In Erstaunen hat uns oft sein Wissen in Verwaltungssachen gesetzt. Der erste Mann im Rat, ein Mann der Tat. … In der Geschichte unserer Stadt gebührt ihm das Ehrendenkmal, den Grund zu einer neuzeitlichen Entwicklung gelegt zu haben.“

Quellen/Literatur:
Jörg Militzer u. Ilsemarie von Daacke, Die Bünder Familie Steinmeister. Ein Familienalbum, Bünde 2016. Norbert Sahrhage, Bünde. Stadt und Amt von 1719 bis 1990, Bielefeld 2019, S. 130f.