Ernst Heinrich Nolting: NSDAP Kreisleiter

von Norbert Sahrhage


Ernst Heinrich Nolting
Ernst Heinrich Nolting

Ernst Heinrich Nolting wurde am 12. November 1892 als Sohn eines Fabrikarbeiters in Detmold geboren. Nach dem Besuch der Volksschule (1899-1907) wechselte Nolting im Jahre 1907 zur Detmolder Realschule, die er im Jahre 1910 mit der Obersekundareife verließ; anschließend absolvierte er in Hannover eine kaufmännische Lehre. Im Ersten Weltkrieg wurde Nolting das EK II, das Lippische Verdienstkreuz sowie das Verwundetenabzeichen verliehen. Nach dem Ende des Krieges arbeitete Nolting als Kaufmann bei der Herforder Zigarrenfabrik Böckelmann & Co und heiratete im Jahre 1922 Dorothea Weitner; das Ehepaar hatte sechs Kinder und bewohnte ein Haus am Otto-Weddigen-Ufer. Bei der Firma Böckelmann stieg Nolting in wenigen Jahren bis zum alleinigen Prokuristen mit einem Jahresgehalt von etwa 9.000 RM auf.

Am 1. April 1930 war Nolting in die NSDAP (Mitgl.-Nr. 218 365) eingetreten. Im Jahre 1932 wurde der eloquente und geistig bewegliche Nolting stellvertretender NSDAP-Kreisleiter Herford-Stadt, ab dem 30. September 1933 (bis 1935) übernahm er das Amt des Kreisleiters. Nachdem die beiden NSDAP-Kreise Herford-Stadt und Herford-Land zusammengelegt worden waren, fiel die gemeinsame Kreisleitung für beide Gebiete an Nolting, der zudem von 1933 bis 1935 auch Beigeordneter der Stadt Herford war; ab 1935 saß Nolting im Rat der Stadt Herford. Am 1. Dezember 1936 wurde Nolting – offenbar durch Protektion der NSDAP – Geschäftsführer und Direktor des Elektrizitätswerks Minden-Ravensberg (EMR); sein jährliches Gehalt erhöhte sich durch diese Usurpation auf ca. 12.000 RM (zuzgl. einer Dienstaufwandsentschädigung).

Nolting war überzeugter Nationalsozialist, das wird aus seinen öffentlichen Reden anlässlich diverser NS-Feierlichkeiten deutlich. Nach der „Machtergreifung“ trat er – wie von der Parteispitze erwünscht – aus der evangelischen Kirche aus und bezeichnete sich seither als „gottgläubig“, was als religiöse Identifikationsformel für Nationalsozialisten zu verstehen war. Als NSDAP-Kreisleiter war Nolting für die Einsetzung der Ortsgruppenleiter und anderer „Politischer Leiter“ der NSDAP zuständig. Er hatte zudem entscheidenden Einfluss bei der Berufung von Bürgermeistern, Beigeordneten und Gemeinderäten innerhalb seines „Hoheitsgebietes“. Schließlich nahm der Kreisleiter auch eine wichtige Funktion bei der Einschüchterung und Überwachung der Bevölkerung wahr.

Auf der Flucht vor den aus dem Westen vordringenden amerikanischen Panzertruppen verlegte Nolting in den letzten Kriegstagen die Kreisleitung an die Weser. Er selbst soll am 11. April 1945 als Volkssturmmann nahe der Stadt Rinteln bei der Verteidigung des Weserbogens gestorben sein. Es gibt aber auch Quellen, die von einem Selbstmord Noltings am 31. März 1945 berichten. Ernst Nolting wurde im Jahre 1949 posthum als Minderbelasteter (= Kategorie III) entnazifiziert, was ja auch etwas über die Qualität der Entnazifizierungsverfahren aussagt.

Quellen/Literatur:

Wolfgang Stelbrink, Die Kreisleiter der NSDAP in Westfalen und Lippe, Münster 2003, S. 175.

Norbert Sahrhage, Diktatur und Demokratie in einer protestantischen Region. Stadt und Landkreis Herford 1929 bis 1953, Bielefeld 2008, S. 202-204.