Friedrich Langewiesche: Fossiliensammler, Heimatforscher und Vereinsmensch

von Norbert Sahrhage


Friedrich Langewiesche im Alter von etwa 85 Jahren. Der Heimatforscher war bis ins hohe Alter sehr rüstig, lediglich seine Sehkraft ließ nach. (Museum Bünde)
Friedrich Langewiesche im Alter von etwa 85 Jahren. Der Heimatforscher war bis ins hohe Alter sehr rüstig, lediglich seine Sehkraft ließ nach. (Museum Bünde)

Der am 26. Mai 1867 in Elberfeld als Sohn eines Buchhändlers geborene Friedrich Wilhelm Langewiesche hatte nach der Reifeprüfung (1886) in Halle/Saale und Bonn das Lehramt für höhere Schulen studiert. Nach dem Examen zunächst als Hilfslehrer in Mühlheim/Ruhr und dann an der privaten höheren Knabenschule in Versmold tätig, kam Langewiesche im Jahre 1896 von Versmold aus als wissenschaftlicher Lehrer an die Ev. Höhere Stadtschule (ab 1905: Realprogymnasium) nach Bünde. Im gleichen Jahr hatte Langewiesche auch seine Frau Clara Tellmann, die aus Versmold stammte, geheiratet. Der Ehe entstammten vier Kinder: Frieda, Gerda (*1898), Wilhelm (*1901) und Fritz (*1903), der als Soldat im Zweiten Weltkrieg starb. Neben seiner beruflichen Tätigkeit machte sich Langewiesche rasch als Heimatforscher und Sammler einen Namen. Er grub dabei – häufig gemeinsam mit seinen Schülern – interessante Fossilien im Doberg-Areal aus (u.a. Seekuh, Zahnwal), die den Grundstock für die dann ab 1937 im Kreisheimatmuseum ausgestellten Exponate bildeten. Bereits im Jahre 1909 war Langewiesche wegen seiner Verdienste als Heimatforscher zum Gymnasialprofessor ernannt worden.

Langewiesche war Mitglied zahlreicher Vereine, z.T. in verantwortlicher Position. Sein Engagement erstreckte sich vor allem auf den »Bünder Turnverein von 1862«, auf den »Verschönerungsverein« sowie den »Heimat- und Wanderverein«. Von 1902 bis 1919 gehörte er der Stadtverordnetenversammlung an. Während der Zeit der Weimarer Republik war Langewiesche einige Jahre lang Mitglied der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1929 im Alter von 62 Jahren arbeitete Langewiesche von 1937 bis 1951 ehrenamtlich als Museumsleiter. Seine umfangreiche paläontologische Sammlung hatte er im Jahre 1927 dem Museum geschenkt.

Im Laufe seines Lebens wurden Langewiesche zahlreiche Ehrungen (u.a. Bundes- verdienstkreuz, Ehrenbrief u. Große Ehrennadel d. »Dt. Turnerschaft«, Ehrennadel d. »Dt. Jugendherbergswerkes«) und Ehrenmitgliedschaften (u.a. »Altertumskommission f. Westfalen«, »Westfälischer Heimatbund«, »Bünder Turnverein«, »Historischer Verein f. d. Grafschaft Ravensberg«) zuteil. Friedrich Langewiesche starb am 2. Dezember 1958 in Bünde. Er wurde auf dem Bünder Feldmarkfriedhof in Anwesenheit einer großen Trauergemeinde beerdigt.

Im Jahre 1953 – anlässlich der 1100-Jahrfeier – war die Ernennung Friedrich Langewiesches zum Ehrenbürger der Stadt Bünde unstrittig gewesen, in den letzten Jahren ist jedoch mehrfach darauf verwiesen worden, dass Langewiesche während der Weimarer Zeit dem republikfeindlichen »Stahlhelm« angehörte und Ortsvorsitzender des durch eine extreme völkische Ideologie geprägten »Alldeutschen Verbandes« war. Langewiesche war zudem am 1. November 1939, unmittelbar nach Kriegsbeginn, in die NSDAP eingetreten. Seine germanophile Grundhaltung wird auch in der von Langewiesche im Jahre 1935 veröffentlichten Schrift Sinnbilder Germanischen Glaubens im Wittekindsland deutlich. Passagen aus dem Buch wie: „Alter Heldengeist ist in unserem Volke wieder erwacht und hat ein uralt Heilszeichen sich als Sinnbild erkoren, zum Kampf und Sieg des nordischen Menschen (…) und wie harte schaffende Arbeit allzeit daheim war im Minden Ravensberger Land, so ist auch das Hakenkreuz und mit ihm manch anderes Sinnbild germanischen Glaubens hier seit Jahrtausenden heimisch“ zeigen eine gewisse Nähe zur nationalsozialistischen Ideologie. Gleichwohl wurde Langewiesche – trotz seiner offenkundigen Infizierung mit der nationalsozialistischen Blut- und Bodenideologie – bei seinem Ableben im Jahre 1958 noch unkritisch gesehen. In dem Nachruf einer Lokalzeitung hieß es u.a.: „Professor Friedrich Langewiesche ist nicht mehr! Sein Werk wird jedoch Jahrhunderte überdauern und den nachfolgenden Geschlechtern unserer Stadt Beispiel für Heimattreue und rastloser Arbeit für die Allgemeinheit sein.“

Quellen/Literatur:

Johannes Großewinkelmann "Also auf ans Werk - Alles für Bünde!" Die Gründung des Kreisheimat-, Tabak- und Zigarrenmuseums unter der Leitung Friedrich Langewiesche in HJB 16, 2009, S. 8-40. Norbert Sahrhage, Bünde. Stadt und Amt von 1719 bis 1990, Bielefeld 2019, S. 469.