Marianne Busch-Bastert: Erfolgreiche Frau in einer Männerdomäne

von Norbert Sahrhage


Marianne Busch-Bastert an ihrem Arbeitsplatz. Die Buschin setzte auf Qualitätszigarren und war damit erfolgreich. (Museum Bünde)
Marianne Busch-Bastert an ihrem Arbeitsplatz. Die Buschin setzte auf Qualitätszigarren und war damit erfolgreich. (Museum Bünde)

Marianna Helene Busch-Bastert,

eine Tochter des Zigarrenfabrikanten Theodor Bastert und seiner Frau Luise, geb. Stillhammer, erblickte am 31. August 1907 in Bünde das Licht der Welt. Sie ist die einzige Frau in der Riege der Bünder Zigarrenfabrikanten.

Theodor Bastert, Miteigentümer der Firma Gebr. Bastert, bewohnte eine im barocken Stil erbaute Villa in der Bodelschwinghstraße 10 (heute: Hindenburgstraße). Marianne Bastert besuchte das städtische Lyzeum. Nach dem Schulabschluss absolvierte sie eine kaufmännische Lehre im elterlichen Betrieb. Als ihr Vater im Alter von 55 Jahren im Januar 1930 starb, übernahm sie, erst 22-jährig, zusammen mit ihrem Cousin Kurt Bastert, dessen Vater Wilhelm Bastert auch kurz zuvor gestorben war, die Geschäftsleitung der Firma Gebr. Bastert.

Im Jahre 1942 heiratete Marianne Bastert den Offizier Dr. Alfred Busch. Die Ehe war nicht glücklich und wurde bereits am 3. Juni 1946 wieder geschieden. Während ihr Cousin Kurt Bastert nach Kriegsende die Leitung der Fa. Gebr. Bastert behielt, machte sich Marianne Busch-Bastert ein Jahr nach ihrer Scheidung mit der Fa. ELBACO Zigarren-Fabrik, L. Bastert & Co. selbstständig. Der Firmenname, der sich schnell auch als Markenname etablierte, setzte sich aus dem Vornamen der Mutter der Unternehmerin, Luise, sowie Bastert und Co. zusammen. Die Fa. ELBACO produzierte Qualitätszigarren der gehobenen Preisklasse und war damit in der Zeit des Wirtschaftswunders erfolgreich. Das Unternehmen warb mit dem Slogan For men who know the difference.

Für ihr neues Unternehmen ließ Marianne Busch-Bastert von dem Bünder Architekten Holzapfel in der Holtkampstraße ein neues Fabrikgebäude errichten. Während der Zeit des Maschinenverbots in den 1950er Jahren hatte Marianne Busch-Bastert auf staatliche Beihilfen verzichtet, die an die Bedingung geknüpft waren, eine bestimmte Umsatzhöhe nicht zu überschreiten. Im Gegensatz zum allgemeinen Trend in der Branche, der in den 1950er und 1960er Jahren durch zahlreiche Betriebsstilllegungen geprägt war, wuchs das Unternehmen stetig. Im Jahre 1965 beschäftigte die Fa. ELBACO etwa 650 Mitarbeiter, der Jahresumsatz überstieg die 10-Mio.-DM-Marke.

Marianne Busch-Bastert, die im Jahre 1954 auch zu den Gründerinnen der Vereinigung von deutschen Unternehmerinnen gehörte, wurde aufgrund ihres geschäftlichen Erfolges rasch über Bünde hinaus bekannt. In den 1960er Jahren war sie im deutschen Whoʼs Who verzeichnet. Im Jahre 1969 erwarb Marianne Busch-Bastert die Firma ihres Cousins Kurt Bastert, um sich die alleinigen Rechte an dem Namen Bastert zu sichern. Als sie sich wenig später aus dem Geschäftsleben zurückzog, verkaufte sie ihr Unternehmen an die Fa. Arnold André, die großes Interesse an dem Markenamen ELBACO hatte.

Marianne Busch-Bastert war Kunstliebhaberin. Sie sammelte Gemälde, u.a. auch von dem westfälischen Expressionisten Peter August Böckstiegel (Werther). Die Buschin, wie ihre Unternehmerkollegen sie nannten, starb am 23. Januar 1992 in Bünde. Ihr Nachlass befindet sich im Deutschen Tabak- und Zigarrenmuseum Bünde.

Quellen/Literatur:

Katja Roeckner, ELBACO Zigarrenfabrik, L. Bastert & Co, in: Martin Fiedler, Monika Dickhaus u. Norbert Sahrhage Hg., Spuren der Zigarre. Bünde – ein Rundgang durch die „Zigarrenkiste Deutschlands“, Essen 2000, S. 60-62. Norbert Sahrhage, Bünde. Stadt und Amt von 1719 bis 1990, Bielefeld 2019, S. 415.