Dr. Robert Bodewig – Gründungsrektor der Höheren Knabenschule

von Norbert Sahrhage


Dr. Robert Bodewig
Dr. Robert Bodewig

Robert Bodewig wurde am 1. Dezember 1857 in Wermelskirchen-Belten (Krs. Lennep) geboren. Er stammte aus „einfachen“ Verhältnissen; sein Vater war von Beruf Holzschneider. Robert Bodewig besuchte die Elementarschule und danach die Höhere Stadtschule in Wermelskirchen bis zum Erwerb der Mittleren Reife; sein Entschluss Elementarlehrer zu werden setzte lediglich die Mittlere Reife voraus. Bodewig erlernte den Lehrerberuf in Remscheid, wo er drei Jahre lang als Lehrergehilfe tätig war. Im August 1878 bestand er die Lehrerprüfung mit guten bis sehr guten Ergebnissen und arbeitete dann von 1878 bis 1881 als provisorischer Elementarlehrer in Stachelhausen und an der Vereinsschule in Remscheid.

Während dieser Zeit bereitete sich Bodewig, der seine Tätigkeit als Elementarlehrer wohl von Anfang an nur als Zwischenstation betrachtet hatte, „privatim“ auf das Abitur vor, bevor er von Oktober 1881 bis Ostern 1882 die Oberprima des Gymnasiums Barmen besuchte und hier Ostern 1882 sein Abitur bestand. Im Anschluss daran studierte Bodewig in Berlin und Münster Geschichte, u.a. bei Theodor Mommsen, dazu Latein, Geographie und Griechisch. Daneben besuchte er noch Vorlesungen zur Archäologie, Philosophie und Theologie.

Nachdem Bodewig am 10. Februar 1886 in Münster die 1. Lehramtsprüfung abgelegt und die Große Fakultas für Geschichte und Geographie sowie die Kleine Fakultas für Latein und Griechisch erworben hatte, absolvierte er am Gymnasium in Barmen das obligatorische Probejahr, welches er am 1. April 1887 mit dem Zeugnis der „Anstellungsfähigkeit für Preußen“ abschloss. Während des Probejahres blieb Bodewig als Doktorand an der Universität in Münster immatrikuliert und vollendete seine in lateinischer Sprache abgefasste Dissertation über die Schlachten bei Modena (44 v. Chr.), mit der er am 13. August 1886 zum Dr. phil. promovierte. Nach seiner 2. Staatsprüfung arbeitete Bodewig ein Jahr lang als Lehrer an der Höheren Töchterschule mit Knabensexta in Unterbarmen. In dieser Zeit erwarb er die Große Fakultas für Latein und Griechisch.

Als in Bünde zu Beginn des Schuljahres 1888 die Evangelische Höhere Privatknabenschule gegründet wurde, betraute der Vorstand des Schulvereins den erst 30-jährigen Protestanten Bodewig mit der Leitung der neuen Schule. Die Schule umfasste im ersten Jahr die beiden Klassen Sexta und Quinta mit insgesamt 22 Schülern. Bodewig unterrichtete die beiden Klassen gemeinsam mit dem Elementarlehrer Behrends. Die Schule wurde in der Folgezeit jährlich um eine Klasse erweitert, jedes Jahr kam auch ein weiterer Lehrer hinzu. Bodewig blieb nur knapp drei Jahre lang in Bünde. Er bewarb sich bereits im Juli 1890, gut zwei Jahre nach Beginn seiner Tätigkeit als Gründungsrektor, auf eine frei gewordene Lehrerstelle am städtischen Realprogymnasium in Oberlahnstein. Da Bodewig ohne Vermögen war, lag der Grund für diesen Wechsel vermutlich in der damit verbundenen Perspektive auf eine Anstellung auf Lebenszeit, die bei der Bünder Privatschule unrealistisch erschien.

In Oberlahnstein trat Bodewig dem Lahnsteiner Altertumsverein bei und machte sich mit Veröffentlichungen zur örtlichen Vor- und Frühgeschichte schnell einen Namen. Im Jahre 1897 wurde Bodewig zum ehrenamtlichen Strecken- und Straßenkommissar der Reichslimeskommission ernannt. Damit verbunden war die Mitarbeit an dem von Ernst Fabricius, Felix Hettner und Oscar von Sarwey herausgegebenen Standardwerk „Der Obergermanisch-Raetische Limes des Römerreiches“. In den folgenden Jahren unternahm Robert Bodewig weitere Grabungen und publizierte die Ergebnisse seiner Arbeit in Fachzeitschriften. Im Jahre 1906 wurde ihm der Titel „Professor“ verliehen.

Robert Bodewig verstarb am 4. Dezember 1923 in Oberlahnstein.

Quellen/Literatur:

Hans G. Kuhn, Robert Bodewig - Versuch einer Biographie, in: Ders. Hg., Prof. Dr. Robert Bodewig. Lehrer - Historiker - Archäologe, Bd. 2: Kleinere Schriften, Leben und Werk, Lahnstein 2005, S. 1-21.