Eduard Aßler: NSDAP-Kreisleiter und Amtsbürgermeister

von Norbert Sahrhage


Eduard Aßler
Eduard Aßler

Der am 19. Februar 1887 in Herringhausen als Sohn eines Zigarrenfabrikanten geborene Eduard Aßler absolvierte nach dem Schulbesuch (Volksschule u. ein Jahr Handelsschule 1904/5) eine kaufmännische Lehre in einer Zigarrenfabrik, bevor er als Angestellter in das kleine Unternehmen seines Vaters in Besenkamp eintrat. Im Jahre 1910 wurde Aßler, nachdem er seinen Militärdienst (1906-8) abgeleistet hatte, Teilhaber im väterlichen Unternehmen. Am Ersten Weltkrieg nahm Aßler von August 1914 bis Dezember 1918 teil. Seine Einheit wurde in Frankreich und in Russland eingesetzt; Aßler wurde mit dem EK II ausgezeichnet. Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau (1929) heiratete Aßler im Jahre 1933 Anna Störmer; das Ehepaar hatte sieben Kinder.

Aßler war im Jahre 1929 in die NSDAP eingetreten (Mitgl.-Nr. 110 433). Er gehörte zu den Mitbegründern der NSDAP-Ortsgruppe Besenkamp und war bis zum Jahre 1932 auch Leiter der Ortsgruppe. Vom 1. Oktober 1932 bis zum 14. Dezember 1935 fungierte Eduard Aßler dann als Kreisleiter des NSDAP-Kreises Herford-Land.

 

Seit 1929 gehörte Aßler dem Kreistag und der Amtsvertretung des Amtes Enger an. Als führender Nationalsozialist im Kreis Herford wurde Aßler – allerdings erfolglos – im Jahre 1930 von der NSDAP als Kandidat für die Wahl zum Reichstag, 1932 und 1933 für die Wahlen zum preußischen Landtag aufgestellt. Von April 1933 bis 1944 war er Kreisdeputierter des Landkreises Herford, Kreisausschussmitglied und Mitglied des Bezirksausschusses. Im gleichen Jahr wurde er auch in den Aufsichtsrat des Elektrizitätswerks Minden-Ravensberg (EMR) berufen.

Bis Mai 1933 war Aßler selbstständiger Zigarrenfabrikant; im Jahre 1931 hatte er etwa 3.000 RM verdient. Offenbar entwickelten sich die Geschäfte des Unternehmens während der Weltwirtschaftskrise schlecht, so dass Aßler im Mai 1933 den Betrieb aufgab und zunächst beim Arbeitsamt Bielefeld, dann beim Arbeitsamt Herford als Angestellter arbeitete. Darauf folgte ab Oktober 1933 eine informatorische Beschäftigung beim Amt Kirchlengern, um sich auf die Nachfolge des aus Altersgründen ausscheidenden Amtsbürgermeisters Karl Wiegand vorzubereiten. Aßler trat dann am 15. November 1933 die Nachfolge Wiegands an. Als im Jahre 1936 die Stelle des Amtmannes im größeren Amt Herford-Hiddenhausen freiwurde, wechselte Aßler in die besser bezahlte Stelle, die er bis zum Ende des Krieges innehatte. Diese Aneignung gutdotierter Stellen durch nicht hinreichend qualifizierte Personen mit Parteibuch und ohne konkurrierende Bewerber war in der Zeit des Nationalsozialismus nicht ungewöhnlich. Als Volkssturmmann geriet Aßler im April 1945 zunächst in britische Kriegsgefangenschaft, dann, von November 1945 bis Januar 1948, wurde er als ehemaliger Kreisleiter in das Internierungslager Recklinghausen gebracht.

Bei seiner Entnazifizierung im Jahre 1949 wurde Aßler in die Kategorie IV (= Mitläufer) eingruppiert, weil er nachweisen konnte, dass er während der Zeit des „Dritten Reiches“ immer „tolerant gegenüber Andersdenkenden“ gewesen war. Nach der Entlassung aus dem Internierungslager arbeitete Aßler als kaufmännischer Angestellter in der Firma seines Schwagers in Wallücke bei Bergkirchen. Aßler starb im Jahre 1986 in Enger.

Quellen/Literatur:

Wolfgang Stelbrink, Die Kreisleiter der NSDAP in Westfalen und Lippe, Münster 2003, S. 129f.

Norbert Sahrhage, Lokale Eliten in Demokratie und Diktatur. Die Bürgermeister in Stadt und Landkreis Herford 1929 – 1945, in: Stefan Brakensiek u.a. Hg., Kultur und Staat in der Provinz. Perspektiven und Erträge der Regionalgeschichte, Bielefeld 1992, S. 249f.