Tönnies Henrich Wellensiek: Zigarrenpionier

von Norbert Sahrhage


Tönnies Wellensiek, neben Georg Meyer einer der Bünder Zigarrenpioniere. (Museum Bünde)
Tönnies Wellensiek, neben Georg Meyer einer der Bünder Zigarrenpioniere. (Museum Bünde)

Das im November 1990 in der Bahnhofstraße unterhalb der Kirchhofsmauer aufgestellte Denkmal erinnert an die beiden Zigarrenpioniere Tönnies Henrich Wellensiek und August Ferdinand Steinmeister, die den Ruf Bündes als Zigarrenstadt maßgeblich begründet haben.

Tönnies Wellensiek, lt. Kirchenbuch am 4. Mai 1821 als Sohn eines Heuerlings in Muckum geboren, war im Jahre 1836 nach Bremen gegangen und hatte bei der Fa. Himmelmann & Burdorf das Zigarrenmachen gelernt; später arbeitete er in der Zigarrenfabrik der Gebr. Kreymborg. Nachdem sein erster Versuch, sich in Bremen selbstständig zu machen, gescheitert war, kehrte Wellensiek im Jahre 1843 nach Ennigloh zurück, wo er mit dem Tabak, den er aus Bremen mitgebracht hatte, einen neuen, erfolgreicheren Vorstoß unternahm. Nach wenigen Jahren zog Tönnies Wellensiek nach Bünde in das größere Haus des Tabakfabrikanten Meyer, Eschstr. 22, um. Wellensiek lieferte die in seiner Manufaktur hergestellten Zigarren u.a. an die Firmen Gebr. André (Osnabrück), Steinmeister & Grauhan (Hagen) und Theodor Rocholl (Minden). Durch den Zusammenschluss mit August Ferdinand Steinmeister im Jahre 1856 wuchs das junge Unternehmen rasch weiter; die Umsätze stiege von Jahr zu Jahr.

Mit seiner ersten Frau Rebecca Marie Meyer hatte Tönnies Wellensiek sechs Kinder: Fritz (*1842), Louise (*1843), Anna (*1846), Johanna (*1850), Gustav (1850) und August (*1856). Nach dem Tode seiner ersten Frau, die im März 1885 gestorben war, heiratete Tönnies Wellensiek, dem im Jahre 1882 der Titel »Kommerzienrat« verliehen worden war, im August 1886 die 30 Jahre jüngere Pauline Auguste Friederike Kley, Tochter eines Arztes aus Rahden. Dieser Ehe entstammten zwei weitere Kinder: Marie Pauline Elisabeth (*1887) und Tönnies jr. (*1891).

Tönnies Wellensiek starb am 19. Mai 1903 in Bünde. In dem in der örtlichen Tageszeitung veröffentlichten Nachruf hieß es u.a.: „Schlicht in seinem Wesen, bescheiden in seinen Ansprüchen, lebte und schaffte er an seinem Platze, ohne sich an dem Hader der Parteien zu beteiligen. Eine echte Westfalennatur sinkt mit ihm ins Grab. Der sichtliche Segen seiner Arbeit wird fortdauern …“

Das Unternehmen Steinmeister & Wellensiek bestand bis zum Jahre 1956. Im Zuge der Bereinigung der Zigarrenindustrie stellte das Unternehmen die Produktion ein und kassierte dafür eine staatliche Liquidationsbeihilfe in Höhe von 110.000 DM.

Quellen/Literatur:

Martin Fiedler, Steinmeister & Wellensiek, in: Martin Fiedler, Monika Dickhaus u. Norbert Sahrhage Hg., Spuren der Zigarre. Bünde – ein Rundgang durch die „Zigarrenkiste Deutschlands“, Essen 2000, S. 66-68. Norbert Sahrhage, Bünde. Stadt und Amt von 1719 bis 1990, Bielefeld 2019, S. 100f.