Carl August Jürgens: Heimstättendirektor

von Norbert Sahrhage


Carl August Jürgens
Carl August Jürgens

Carl August Jürgens, geboren am 20. Januar 1880 in Altona, wurde nach vorangegangener Ausbildung und Tätigkeit bei verschiedenen Behörden im Jahre 1913 vom Mindener Regierungspräsidenten als Katasterinspektor nach Bünde versetzt. Jürgens war mit Anna, geb. Lücke, verheiratet; das Ehepaar hatte vier  Kinder (Friedrich, Luise, Anna und Karl August) und bewohnte ein Haus am Elsedamm. Nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg wurde Jürgens zum Vorsitzenden des Beamtenvereins Bünde gewählt. Von 1924 bis 1933 saß Jürgens für die bürgerliche Berufsstandsliste in der Bünder Stadtverordnetenversammlung, von 1925 bis 1933 war er zudem Mitglied des Kreistages. Jürgens war Anhänger des christlichen Bodenreformers Adolf Damaschke (1855-1935), der Siedlungsgesellschaften und Mietergenossenschaften gegründet hatte, um dadurch jedem Deutschen eine gesunde Wohnung zu sichern.

Carl August Jürgens hatte sich im Jahre 1937 maßgeblich an der Gründung der gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft des Kreises Herford beteiligt, die zunächst in Herford, nach dem Zweiten Weltkrieg dann in Bünde beheimatet war. Jürgens wurde auf Betreiben von Landrat Hartmann und des Mindener Regierungspräsidenten die Leitung der Genossenschaft übertragen. Jürgens schied damit aus dem Staatsdienst aus; seither führte er den selbstgewählten Titel „Heimstättendirektor“.

Die Aufgabe der Bau- und Siedlungsgenossenschaft bestand darin, die Genossenschaftsmitglieder bei dem Bau von Kleinsiedlungsstellen zu unterstützen. Im Sinne des Nationalsozialismus sollte die Genossenschaft nur „siedlungswerte deutsche Menschen“ unterstützen. Als nach Kriegsbeginn im Jahre 1939 die bislang überaus erfolgreiche Bautätigkeit – infolge fehlender Baumaterialien – nahezu zum Erliegen kam, erwarb Jürgens vorausschauend Baugrundstücke für die Bau- und Siedlungsgenossenschaft in vielen Gemeinden des Kreises Herford, wodurch nach Kriegsende Bauland zur Verfügung stand, was zur Linderung der großen Wohnungsnot führte. Nach seiner Pensionierung wurde Jürgens zum Ehrenvorsitzenden der Genossenschaft gewählt. Als erstem Bürger des Kreises Herford wurde Jürgens zudem im April 1952 wegen seiner Verdienste um den Wohnungsbau im Kreis Herford durch den Ministerpräsidenten des Landes NRW, Karl Arnold, das Verdienstkreuz zum Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Jürgens starb am 1. September 1960 in Bünde. In einem Nachruf der Bünder Zeitung

wurde sein „segensreiches Wirken … für die Allgemeinheit“ hervorgehoben. Der Journalist betonte abschließend: „Sein Werk lebt fort."

Quellen/Literatur:

Bünder Zeitung v. 2.9.1960

B&S Gesellschaft für Wohnungsbau, Stadt- und Dorferneuerung mbH Hg., B&S Rückblick – Ausblick 1937 bis heute, Bramsche 2000, S. 29f.